TG hat noch Fragen...
Ich weiß doch auch nicht, wie es geht
Man kann mich wahrlich einen geduldigen Menschen nennen. Ich habe es mir zu Eigen gemacht, Dinge auch immer aus den unmöglichsten Blickwinkeln zu betrachten. Ein Wechsel der Sichtweise wirkt manchmal Wunder.
Mittlerweile fällt aber sogar mir, wenn ich an die Verordnungen unserer Regierungen denke, nur noch der Filmtitel eines James Dean Films ein. Kleiner Tipp: Ich meine nicht „Giganten“.
Ich bin der Letzte, der alles, was von „oben“ kommt sofort und mit aller Kraft als Unsinnig und Verbrecherich brandmarkt. Im Gegenteil. Ich glaube sogar, dass man bei vielen Dingen deutlich weiter hätte sein können, wenn man endlich mal den Mut gefunden hätte, bestimmte Maßnahmen auch wirklich durchzuziehen.
Natürlich weiß ich, dass sich Wissenschaft immer wieder hinterfragt, und sich Maßnahmen ändern können. Oftmals sogar, ist plötzlich das komplette Gegenteil von dem, was gestern gesagt wurde, notwendig.
Niemand auf dieser Welt, stand bisher vor der Situation, eine Pandemie solchen Ausmaßes zu managen. Dabei passieren Fehler, und es ist wenig hilfreich, grundsätzlich jede Entscheidung zu blockieren und zu boykottieren. Auch kluge Sprüche (aus allen Parteien) sind wenig hilfreich. Hinterher kenne ich sogar die Lottozahlen. Leider kann man Maßnahmen nicht in die Vergangenheit schieben.
Ich sage es frei heraus, ich möchte momentan nicht mit Jens Spahn tauschen. Um ehrlich zu sein, hatte ich dazu allerdings noch nie das Bedürfnis. Aber das nur am Rande.
Er kann machen, was er will, er macht es falsch. Kauft er zu teuren Impfstoff, wird gemeckert, wird verhandelt und der Preis gedrückt, ebenfalls, weil man ja schließlich die Impfstoffe hätte viel früher haben können.
Egal – das ist Politik – dafür wird er bezahlt.
Was mich aber tatsächlich aufregt, sind die offenbar ausgewürfelten Ansagen, wer sein Geschäft geschlossen halten muss, und wer seine Kunden bedienen darf.
Ich kann natürlich nicht die Lebensmittelhändler schließen. Es gibt aber keinen Grund, Friseure zu öffnen. Mir ist klar, dass dieser Vergleich etwas hinkt, aber es sollte jedem klar sein, dass hier eine einfache Formel hilft.
Keine Lebensmittel = Hunger = Tot. Kein Friseur = lange Haare.
Es ist nicht einzusehen, warum der große oder auch mittelgroße Bekleidungsladen geschlossen bleibt, ich aber zeitgleich beim Discounter fröhlich einkaufen darf. Nochmals: ich spreche nicht von Lebensmitteln. Räumt man die Regale aus dem Verkaufsraum (das geht, denn da sind Räder drunter), wäre es fair, dem Einzelhändler gegenüber, und im Laden wäre deutlich mehr Platz, damit sich die Kunden aus dem Weg gehen können.
Warum werden Blumenläden geöffnet, aber einen Kochtopf bekomme ich nur Online? Ich bin ein begeisterter Leser, aber selbst mir will es nicht einleuchten, warum ich mich in einem großen Einrichtungshaus nicht ausstatten darf, aus Angst vor Ansteckung, mir aber erlaubt wird, mich in Buchläden mit anderen Lesern zu bekuscheln. Bücher sind wichtig. Ohne Frage. Sie sind aber nicht überlebensnotwendig.
Es geht in vielen Bereichen weiter. Restaurants waren eine der ersten Branchen, die auf den Virus reagiert haben, und Hygienekonzepte entwickelten, die man sich an anderer Stelle wünscht. Trotzdem dürfen sich Restaurantbetreiber glücklich schätzen, wenn sie Essen-to-go anbieten können.
Volkshochschulen sind geschlossen, Fahrschulen sind unterwegs. Dies kann sich einfach niemanden erschließen. Zumindest mir erschließt sich das nicht.
Herr Lauterbach ist die Verkörperung des Pessimisten. Das ist war. Aber er hat leider immer öfter die Position der Cassandra. Man hört nicht auf ihn, um später festzustellen, dass er leider Recht hatte.
Wovor plädiere ich nun? Ich weiß es doch auch nicht, was man machen kann/soll/muss. Möglicherweise wäre es wirklich richtig, einmal für eine festgelegte Zeit einen kompletten Lockdown zu veranstalten. Vielleicht hilft es.
So, wie es ist, kann es jedenfalls nicht weitergehen. Läden auf – Läden zu. Ein wenig Öffnung hier – ein bisschen Reglementierung dort.
Wenn das alles nichts bringt, muss man vielleicht in den sauern Apfel beißen, und akzeptieren, dass man Verluste erleidet. Scheinbar lernen die Menschen nicht aus Fehlern. Dann ist es leider so.
Wir brauchen Konzepte, die machbar sind (auch mit Anstrengung), und wir brauchen Politiker, die an einem Strang ziehen und sich nicht eigentlich nur profilieren wollen. Das Virus hat sich dummerweise ein Wahljahr ausgesucht, um zu wüten (2020 kann man ja auch schon als Wahlkampfjahr ansehen). Eigentlich das Beste, was es machen konnte. Zumindest aus Sicht des Virus‘.
Aber, wie ich ja schon schrieb … Denn sie wissen nicht, was sie tun.